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SCHULD(EN)UMKEHR

​SCHULD(EN)UMKEHR – UM FLADE IST NICHT SCHADE? / 2025 / BARITON, KLAVIER, TAMBURIN /

UA 20.9.2025 / ROBIN GRUNWALD, MAX GRIMM, JONAS EVENSTAD / BEETHOVEN-HAUS BONN / 

ETWA ACHT MINUTEN

1589 wurde Dietrich Flade, Doktor beider Rechte am Reichskammergericht, Rektor der Universität Trier, kurfürstlicher Rat und Stadtschultheiß, als „Hexer“ verurteilt, gefoltert und hingerichtet. Zuvor hatte er selbst zahlreiche Hexenprozesse geleitet, deren Geständnisse – wie sein eigenes – unter Folter erzwungen wurden.

 

Sein Vermögen, einschließlich eines Schuldscheins über 4000 Goldgulden, die Flade der Stadt Trier geliehen hatte, ging in die Hände des Erzbischofs Johann VII. von Schönenberg. Bis 2024 zahlte die Stadt Trier der Kirche deswegen jährlich 362,50 Euro Zinsen, danach wurde dieser Betrag „modernisiert“: Er geht nun an gemeinnützige Organisationen, die jährlich "zwischen der Stadt und der Kirchengemeinde abgestimmt" werden. 

 

In meinem Stück kommt Flade selbst zu Wort. Als Amtsinhaber protokolliert er eine Hinrichtung; nüchtern, sachlich, fast mechanisch – die „logische“ Konsequenz von Recht und Ordnung. Erst später zeigt sich: es ist seine eigene. Die Musik bleibt ebenso distanziert, fast dissoziiert, und legt damit die Beiläufigkeit offen, mit der Macht Unrecht produzieren kann. 

 

Durch unser historisches Wissen um Flades eigenes Schicksal und die folgenden Finanzansprüche der Kirche entsteht ein harter Kontrast zwischen der gleichgültigen Schilderung und der eigenen Machtlosigkeit. Meine Musik bezieht keine Stellung im Sinne von Einzelschicksalen, sondern kommentiert ebenso gelassen wie Flade in seiner Amtsausführung den ewigen Kreislauf der Macht und des Geldes.

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