
EINFLUSS
Dieses Hörspiel handelt von künstlerischem Einfluss und Verschuldung. Ein verwirrter Kompositionsstudent, der nicht weiß, wer er selbst ist und wie er mit seinen Vorgängern umgehen soll, trifft auf einen großen, klugen Frosch, der ihm zunächst Halt gibt – und dann zur Bedrohung wird.
Die Geschichte vom Studenten Eike (er könnte auch sie sein) und dem Frosch, dessen Namen man nicht aussprechen darf, entwickelt sich zu einer Katastrophe, die zwischen Paris und Oinville, zwischen Harry Lehmann und Harold Bloom, zwischen dem „Pferdestall gesellschaftlicher Verdrängungsmechanismen“ und den Bahngleisen, zwischen Oscar Wilde und Helmut Lachenmann, zwischen dem „alten Ozean“ und einem Kloster und zwischen der Bibel und dem Wochenende ihren Lauf nimmt.
Das alles klingt kryptisch, weil zunächst zahlreiche Anspielungen auf fremde Werke erkannt werden müssen.
Der Frosch pocht moralisierend auf die „Verschuldung durch Aneignung“, die Harold Bloom in seinem Werk Einflussangst beschrieben hat. Er setzt unter Druck, erpresst, bezichtigt des Mordes, mordet selbst, wird krank ... und stirbt, als Eike ihm keine Pfannkuchen backt, wie Tamar es getan hätte.
Vorher schickt der Frosch ihn noch durch Godards blutrünstigen Film Weekend mit folgenden Worten: „Begegne dir selbst in einer Welt, wie du sie erschaffen hättest“.
Wie echt ist die Schuld des Studenten?
Wie echt ist der Frosch?
Wie echt ist seine Krankheit?
3 Amnon aber hatte einen Freund, der hieß Jonadab, ein Sohn von Davids Bruder Schima, und dieser Jonadab war ein sehr kluger Mann. 4 Der sprach zu ihm: Warum bist du so elend von Tag zu Tag, du Königssohn? Willst du mir's nicht sagen? Da sprach Amnon zu ihm: Ich habe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom, lieb gewonnen. 5 Jonadab sprach zu ihm: Lege dich auf dein Bett und stelle dich krank. Wenn dann dein Vater kommt, dich zu besuchen, so sprich zu ihm: Lass doch meine Schwester Tamar kommen, damit sie mir Krankenspeise gebe und vor meinen Augen das Essen bereite, dass ich zusehe und von ihrer Hand esse. 6 So legte sich Amnon hin und stellte sich krank. Als nun der König kam, ihn zu besuchen, sprach Amnon zum König: Lass doch meine Schwester Tamar kommen, dass sie vor meinen Augen zwei Kuchen mache und ich von ihrer Hand esse. 7 Da sandte David zu Tamar ins Haus und ließ ihr sagen: Geh hin ins Haus deines Bruders Amnon und mache ihm eine Krankenspeise. 8 Tamar ging hin ins Haus ihres Bruders Amnon; er aber lag zu Bett. Und sie nahm den Teig und knetete ihn und bereitete ihn vor seinen Augen und backte die Kuchen. 9 Und sie nahm die Pfanne und schüttete sie vor ihm aus; aber er weigerte sich zu essen. Und Amnon sprach: Lasst jedermann von mir hinausgehen. Und es ging jedermann von ihm hinaus. 10 Da sprach Amnon zu Tamar: Bringe die Krankenspeise in die Kammer, dass ich von deiner Hand esse. Da nahm Tamar die Kuchen, die sie gemacht hatte, und brachte sie zu Amnon, ihrem Bruder, in die Kammer. 11 Und als sie diese zu ihm brachte, damit er esse, ergriff er Tamar und sprach zu ihr: Komm, meine Schwester, schlaf bei mir! 12 Sie aber sprach zu ihm: Nicht doch, mein Bruder, schände mich nicht; denn so tut man nicht in Israel. Tu nicht solch eine Schandtat! 13 Wo soll ich mit meiner Schande hin? Und du wirst in Israel sein wie ein Ruchloser. Rede aber mit dem König, der wird mich dir nicht versagen. 14 Aber er wollte nicht auf sie hören und ergriff sie und tat ihr Gewalt an und schlief bei ihr.